Schüchternheit, soziale Ängste, soziale Phobie - Selbsthilfegruppe in Kassel

nach obenProjekt: Selbstwertgefühl aufbauen

Unsere Projektgruppe "Selbstwertgefühl" hat über mehrere Wochen versucht, durch Übungen, Rollenspiele, Hausaufgaben, Gespräche, Entspannungstechniken, Autosuggestionen und Rückmeldungen, das Selbstwertgefühl der Teilnehmer zu verbessern. Die Anregungen zu unserem Projekt kommen aus diesen Büchern.

Projektablauf

  1. Positives über mich (15.11.06) erledigt
  2. Selbstsichere Körpersprache (29.11.06) erledigt
  3. Der innere Kritiker - negatives Selbstbild hinterfragen (13.12.06) erledigt
  4. Entspannung und Autosuggestion (24.01.07) erledigt
  5. Selbstbehauptung (07.02.07) erledigt
  6. Schlußbilanz (21.02.2007) erledigt

1. Positives über mich (15.11.06) erledigt

Vorbereitung

  • Fünf bis zehn eigene positive Eigenschaften möglichst aus den unterschiedlichen Lebensbereichen (Beruf / Arbeit, Freizeit, Beziehungen, Gesundheit, Wohnen, Finanzen) herausfinden, aufschreiben und mitbringen
  • Schon mal überlegen, welche positive Eigenschaften (mind. jeweils zwei) die anderen Teilnehmer der Gruppe haben

Moderation: UG

Bericht (15.11.06)

Es waren heute zehn Projektteilnehmer und zwei "Beobachter" anwesend. Obwohl das Thema heute so harmlos und eher angenehm schien, stellte es sich als eine echte Herausforderung heraus und bescherte uns ein Wechselbad der Gefühle.
Zuerst hat jeder in der Runde berichtet, was er Gutes an sich selbst gefunden hat und wie es ihm damit ergangen ist. Danach hieß es Rückmeldung geben. Auf kleine Zettel wurden für jeden Teilnehmer von jedem anderen jeweils zwei seine Stärken aufgeschrieben.
Die Verwirrung war groß. Häufig stimmte das Selbstbild mit dem Fremdbild kaum überein und manche hatten Schwierigkeiten, positive Rückmeldung allgemein oder bestimmte Einschätzungen anzunehmen. Viele baten um Erklärung, woran die anderen ihre Einschätzung festmachen, da sie für sie selbst nicht nachvollziehbar war.
Im Abschlußbliztlicht wurde nochmal deutlich, dass viele noch Probleme haben, eine positive Rückmeldung anzunehmen und über sich selbst positiv zu reden. Neben Freude hatten einige mit Verelegenheits- und Schuldgefühlen zu tun (Eigenlob stinkt bekanntlich) oder haben einfach erstmal gar nichts gefühlt und standen neben sich. Viele waren heute besonders aufgeregt und nervös.
Das heißt für uns, dass unsere Arbeit an unserem positiven Selbstbild noch nicht abgeschlossen ist. Wir müssen noch einiges sacken lassen, über einiges nachdenken und einiges annehmen lernen. Dafür haben wir jetzt erstmal bis zum nächsten Projekttreffen in zwei Wochen Zeit.
Auch sollte die Liste mit unseren Stärken immer weiter ergänzt werden, sobald wir neue Stärken von uns herausfinden oder weitere positive Rückmeldungen erhalten. Außerdem wollen wir uns die Liste häufiger durchlesen, insbesondere dann immer, wenn sich der innere Kritiker zu Wort meldet.

Hausaufgabe (optional)

  • Die Liste mit positiven Eigenschaften immer wieder durchlesen.
  • Die Liste immer weiter ergänzen, sobald man was neues herausgefunden oder ein Kompliment gehört hat



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2. Selbstsichere Körpersprache (29.11.06) erledigt

Ablauf

  • Infos über selbstsichere und unsichere Körpersprache
  • Ausprobieren und üben - verschiedene Körperhaltungen annehmen und schauen, welchen Einfluß diese auf die Gefühle haben.
  • Rückmeldung über die Wirkung der verschiedenen Haltungen auf andere Teilnehmer.

Moderation: SL

Bericht (29.12.06)

Es waren heute zehn Projektteilnehmer und zwei "Beobachter" anwesend.
Zum Aufwärmen haben wir zwei kleine Übungen gemacht, die sonst gerne in Improtheatergruppen Anwenung finden: die Führen am Finger -Übung in leicht abgewandelten Form und die Spiegel-Übung . Der Anfang war schwer und ein bißchen zaghaft, jedoch haben alle mutig mitgemacht. Die Spiegelübung hat sich als recht witzig herausgestellt und hat dann die Stimmung aufgelockert.
Es folgte ein Experiment.
Alle haben sich hingesetzt und die folgende Haltung eingenommen: Kopf nach unten, Brustkorb einsinken lassen, Schultern hängen lassen, Mundwinkel nach unten fallen lassen. Wir versuchten wahrzunehmen, ob diese Haltung unser Gefühl verändert. Wir haben versucht in dieser Haltung einmal an etwas Trauriges und dann an etwas Fröhliches zu denken.
Danach haben wir unsere Haltung verändert: aufrichten, Kopf nach oben, Blickrichtung nach vorn, mit einem tiefen und kräftigen Atemzug den Brustkorb empor atmen, ein Lächeln auf die Lippen legen. Auch jetzt versuchten wir nachzufühlen, wie und ob sich das Gefühl verändert hat. Wir haben versucht in dieser Haltung einmal an etwas Trauriges und dann an etwas Fröhliches zu denken.
Das Ergebnis war verblüffend. Es fiel allen sehr schwer in einer "traurigen" Körperhaltung an etwas Fröhliches zu denken und es schien unmöglich sich in einer "fröhlichen" Haltung an etwas Trauriges zu erinnern.
Erkenntnis: Durch eine Änderung der Körpersprache können wir körperliches und seelisches Befinden von einer Sekunde zur anderen verändern.
Nachdem wir jetzt wußten, dass wir durch Änderung der Haltung unsere Gefühle beeinflussen können, wollten wir herausfinden, wie denn eigentlich eine selbstsichere Haltung aussieht. Dazu haben wir verschiedene Situationen durgespielt und ausprobiert und uns gemeinsam beraten: Wie steht ein selbstsicherer Mensch, wie sitzt er, wenn er sich mit Anderen unterhält, wie betritt er den Raum und wie begrüßt er jemanden.
Und das sind unsere Ergebnisse:

selbstsicher selbst-unsicher
Auf beiden Füßen fest stehend Stand- und Spielbein (Gewicht auf einen Fuß verlagert) oder Füße zusammen
Beim Sitzen Platz ausnutzen Wenig Platz einnehmen (auf der Stuhlkante)
Beine leicht auseinander Beine überschlagen oder zusammengepresst oder Stuhlbeine umklammernd oder gekreuzt
Rücken gerade Krummer Rücken
Schulter gestrafft Schulter hochgezogen oder nach vorne hängend
Kopf gerade Kopf schräg oder eingezogen
Arme ruhen im Schoß  oder auf Armlehnen, beim Reden gestikulierend Arme eng am Körper oder verschränkt oder Armlehnen fest umklammernd
Illustartive Gestik Keine Gesten oder "nervöse" Gesten (Gesicht anfassen, kratzen, mit Gegenständen spielen)
Im Stehen Arme locker hängend Arme verschränkt oder in den Taschen
Blick nach vorne (über die Horizontlinie) Gesenkter Blick
Blickkontakt halten Blickkontakt vermeidend
Bauch etwas eingezogen  
Atmung in den Bauch Oberflächige Atmung
Lockere Bewegung (entspannt) Angespannte Muskeln
Entspannte Gesichtsmuskulatur Angespanntes Gesicht, starre Mimik
Hände offen Hände geschlossen oder gefaltet, auch an Stuhllehnen festgekrallt
Dem Gesprächspartner zugewandt Vom Gesprächspartner abgewandt
"Schutzlos" "Barrieren"aus Gegenständen vor sich bauend

Zum Abschluß des Übungsteils hat jeder Teilnehmer einmal versucht eine selbstsichere Haltung einzunehmen. Damit er erfahren konnte, wie seine Haltung wirkt und sie ggf. korrigieren konnte, hat ihm die Gruppe seine Haltung gespiegelt. Auch diese Runde hat einige neue Erkenntnisse gebracht. "Das sieht bescheuert aus, das sollte ich wohl lieber lassen" - war eins der Kommetare.
Im abchließenden Blitzlicht haben mehrere Teilnehmer den Wunsch geäußert, die Übungen irgendwann mal zu wiederholen.

Hausaufgabe (optional)

  • Die selbstsichere Körpersprache in realen Situationen ausprobieren und üben

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3. Der innere Kritiker - negatives Selbstbild hinterfragen (13.12.06)erledigt

Vorbereitung

Ablauf

  • Kurzinfo über kognitive Denkfallen und wie man damit umgeht (MB)
  • Wir reden über die einzelnen Sprüche des inneren Kritikers und versuchen gemeinsam, diese zu hinterfragen

Moderation: PS

Bericht

Es waren neun Projektteilnehmer und zwei "Beobachter"anwesend.
Zuerst wurden die inneren Kritiker mit ihren typischen Bemerkungen der Gruppe vorgestellt, um danach gemeinsam zu versuchen, die Aussagen der inneren Kritiker auf Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Es hat sich herausgestellt, dass unsere Kritiker nicht besonders kreativ sind und einander ähneln. Viele sagen z. B. unschöne Dinge, wie diese:

"Du bist nicht liebenswert, deswegen brauchst Du gar nicht versuchen, Beziehungen zu Menschen einzugehen."
"Du darfst keinen Raum einnehmen."
"Du gehörst nicht dazu. Du bist ausgeschlossen."
"Du bist anders als andere."
"Du bist böse."
"Du darfst keine Bedürfnisse haben/äußern."
"Du bist egoistisch."
"Du hast kein Recht, auf der Welt zu sein."
"Du bist wertlos/minderwertig."
"Du bist ablehnenswert."
"Du bist hässlich."
"Für Dich muss man sich schämen."
"Du musst herausragend gut sein, um akzeptiert zu werden."
"Du musst Dir Dein Recht zum Leben mit Angepaßtheit erkaufen.
"Du störst. Du bist lästig."
"Ich leide durch Deine Anwesenheit."
"Du kannst Dich nicht gut verkaufen."
"Vergiß es, das wird nichts."
"Du belügst Dich selbst."
"Du bist faul."

Wir haben festgestellt, dass unsere innere Kritiker gerne Tricks verwenden, um unser Selbstwertgefühl zu untergraben: sie übertreiben und verallgemeinern unsere Fehlern, sehen alles einseitig, betonen das Negative, während sie das Positive völlig ausblenden, vergleichen uns mit Anderen und stellen unhaltbare Behauptungen.
Meistens kennen wir ihre Sprüche schon aus der Kindheit von unseren Eltern, Lehrer und Freunden.
Interessant waren aber die entmutigenden Sprüche: "Du brauchst erst gar nicht...", "Vergiße es", "Das schaffst Du je nicht". Einige Teilnehmer gaben zu, diese Sprüche zu "verwenden", um kein Risiko eingehen zu müssen, um vermeiden zu "dürfen".
Der innere Kritiker hat also auch eine Schutzfunktion und verhindert Enttäuschungen und Verletzungen. Dummerweise verletzt er aber selbst dabei.

Leider reichte die Zeit nicht, um für jeden dieser Sprüche eine sinnvolle Entgegnung zu formulieren. Wir haben beschlossen, nach Beendigung des Projekts nochmal auf einzelne Themen einzugehen. Jeder Teilnehmer, der es möchte, kann sein eigenes Kritiker-Thema nochmal zum Gruppenthema machen.

Hausaufgabe (optional)

  • Weitere Sprüche des inneren Kritikers hinterfragen
  • CD Phantasiereise "Das Unwesen"

Wer ist der innere Kritiker


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4. Entspannung und Autosuggestion (24.01.2007) erledigt

Ablauf

  • Entspannungsübung + Tiefensuggestion zum Thema Selbstwertgefühl
  • Austausch über verschiedene Entspannungstechniken sowie Tipps zu Milderung der akuten Angst

Moderation: MB

Bericht

Wir haben die progressive Muskelentspannung nach Jacobson ausprobiert und zwei verschiedene Atemtechniken eingeübt. Danach haben wir Tiefensuggestionen über das Selbstwertgefühl auf uns einwirken lassen.
Das war so entspannend, dass man so manchen schnarchen gehört hat.

Da wir noch etwas Zeit hatten, haben wir uns noch zum Schluß eine Phantasiereise über die Farbe Weiß vom CD gegönnt. Diese hat aber für Verwirrung gesorgt, da man sich Elfen und Engel vorstellen sollte und viele darüber schmunzeln mussten. Manche hatten eher negative Gedanken dabei und haben dann einfach weggehört.

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5. Selbstbehauptung (07.02.2007)erledigt

Ablauf

  • Die einzelnen Situationen besprechen und eine dazu passende günstige (selbstsichere und sozialkompetente) Verhaltensweise herausfinden. Das Ganze in Rollenspielen ausprobieren und üben.

Moderation: LT

Bericht

Wir haben heute in Spielszenen Situationen durchgespielt, wo wir uns selbst behauptet haben.

z.B.
- um einen Platz im Bus bitten
- bei einer Rede Aufmerksamkeit erreichen
- sich gegen sozialen Druck behaupten, wenn andere anderer Meinung sind
- sich gegen ungerechtfertigte Vorwürfe zur Wehr setzen
- jemandem etwas abschlagen, wenn man es selbst nicht möchte

Wir haben dabei festgestellt, dass wir auch Rechte haben, uns selbst in die Situation einbringen müssen, wissen müssen was wir wollen und was nicht, wissen wozu wir fähig sind, und wissen dass mir auch bestimmte Mittel zur Verfügung stehen.

Wir haben aber auch festgestellt, dass wir uns nicht immer behaupten. Manchmal, weil uns die Situation überfordert, manchmal, weil zwei sich einander ausschließende Bedürfnisse sich gegenüber stehen.
Z.B. wenn jemand in der Straßenbahn den Platz blockiert und sich breit macht und dazu noch aggressive Signale sendet, dann wollen wir einerseits einen Sitzplatz, aber andererseits auch nicht unbedingt neben einem solchen Typen sitzen wollen.

Einige Gruppenmitglieder haben den Wunsch geäußert solche Rollenspiele auch zu anderen Themen in der Gruppe wiederholen zu wollen.

Aber nach so viel "Action", waren viele von uns am Ende doch ein wenig erschöpft. (LT)

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6. Schlußbilanz erledigt

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