Gruppe am 29. Juli 2009
Erstes kleines Thema:
Ein Teilnehmer sprach seine Verwunderung darüber aus, dass auch Mensche, die in größeren Familien aufwuchsen, Soziale Ängste entwickeln können und gab den Anstoß zu evtl. einem weiteren Thema – Der Einfluss der Familie auf die eigene Schüchternheit.
Zweites kleines Thema:
Die Schwierigkeit, Mod zu sein. Macht auszuüben, sich beobachtet zu fühlen, sich hinterher zu erinnern, was man alles anders hätte machen sollen…
Daraus resultierend:
Die Schwierigkeit, einen Mod zu finden.
Moderatoren besser bereits eine Woche vorher festsetzen? (Grundton eher nein)
Ist es einfacher, wenn man zu zweit Mod ist? (blieb offen)
Ist ein Mod überhaupt nötig? (ja, als Übungsfeld sowie für manche als Strukturgeber/ Sicherheit)
Soll der Mod hinterher ein feedback bekommen? (Ist evtl. zu viel, aber auf direkte Nachfrage seitens des Mod hin ja.)
Hauptthema: Die eigene Meinung sagen bzw. nicht sagen.
„Die eigene Meinung sagen“ ist nicht nur „Kritik anbringen oder eine konträre Meinung vertreten“ sondern auch, sich generell zu äußern, überhaupt mit seinen Ansichten präsent zu sein.
Was bringt uns dazu, die eigene Meinung nicht mitzuteilen?
- Unsicherheit, wenn die Meinung des Gegenübers gar nicht bekannt ist
- Angst davor, das Gegenüber zu brüskieren
- Angst davor, durch die eigene Ansicht aufzufallen
- Angst davor aufzufallen, indem man überhaupt irgendetwas ausspricht
- Angst davor, als unhöflich oder unverschämt wahrgenommen zu werden
- Angst davor, eine Grenze überschritten zu haben
- Angst davor, falsch verstanden zu werden
- Angst vor einem daraus resultierenden Konflikt
- Angst vor Sympathieverlust nach Mitteilen des eigenen Standpunktes
- Angst vor einer Nullreaktion – „das Gesagte verhallt quasi im Nichts“
- Sich einer Gruppe zugehörig fühlen wollen/ nicht außen stehen wollen und deswegen keine konträren Meinungen zu äußern
Einige Teilnehmer äußerten eigene Erfahrungen:
- Es kann einfacher sein, in größeren, wichtigeren Themen seine Meinung zu vertreten als in banalen Dingen und/ oder im Smalltalkbereich
- Als Außenseiter kann man evtl. auch eher die eigene Meinung sagen, weil man sich keinem Gruppendruck beugen muss
- Trotz positiven Feedbacks von anderen Leuten, nachdem man offen seine Meinung – auch im Alleingang vor einer Gruppe – gesagt hat, ist es beim nächsten Mal wieder genauso schwer, sich zu äußern
- Es wirkt sympathisch, wenn jemand seine Meinung sagt und dadurch Konturen bekommt; derjenige kann etwas eingeschätzt werden, man kennt ihn besser – und trotzdem tut mal selbst es nicht
- Man sagt selbst Menschen, die man ohnehin nicht ausstehen kann und deren „Bewertung“ einem eigentlich gleichgültig ist, die eigene Ansicht lieber nicht
- Wenn sich größere oder auch kleinere Probleme oder Konflikte daraus, dass man seine Position klar gezeigt hat, entwickeln, kommt die Frage auf: War es das wert?
- Man selbst braucht Wochen dafür um abzuwägen, ob und wie man jemand anderem etwas mitteilt (zB Kritik an einem Kollegen)
- Andere Personen sprechen kritische Punkte direkt, spontan und locker an – ihr Verhalten kann als Orientierung dienen
- „Wie kann man jemandem am besten sagen, was einen stört?“
- Auch bei größeren Konsequenzen, die dann zu ertragen wären, äußert man seine Meinung lieber nicht
Im Abschlussblitzlicht gab es einige Teilnehmer, die das Thema gern noch fortführen und vertiefen möchten. Es waren 7 TN da.
(melle)
Umgang mit Scham
...Scham-Betroffene haben selten richtig erlernt, ihre eigenen Gefühle wahrzunehmen bzw. ihnen zu trauen. Häufig findet man traumatische Erlebnisse in der frühen Kindheit, bei denen das emotionale Erleben des Kindes und das seiner wichtigen Bezugspersonen auseinander klaffen ("Mismatch").
Beispiele:
1. Ein Kind ist „stolz“ auf ein selbstgemaltes Bild oder ein vorgesungenes Lied. Statt Freude zu ernten, wird es jedoch für sein Werk ausgelacht und verspottet.
2. Ein Kind glaubt, sich besonders „brav“ zu verhalten und ahnt deshalb nichts Böses. Aufgrund eines Missverständnisses erhält es jedoch plötzlich Prügel von seinen Eltern.
3. Eine Pubertierende fühlt sich (noch) in ihrem Körper wohl. Unvorhergesehen wird sie während einer Ferienfreizeit als „Tittenmonster“ verspottet.
Aufgrund solcher Vorkommnisse scheinen manche Kinder fortan eigenen Gefühlen zu misstrauen und sich sicherheitshalber lieber auf die Gefühle und Rückmeldungen der anderen zu verlassen (um erneute Verletzungen zu verhindern).
Zugleich wird „Vertrauen“ zu einem beherrschenden Thema im weiteren Leben: Wenn man schon nicht den eigenen Körpersignalen vertrauen kann, wem dann überhaupt? Scham ist deshalb auch Folge misslungener emotionaler Kommunikation...
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(sl)