Schüchternheit, soziale Ängste, soziale Phobie - Selbsthilfegruppe in Kassel

nach oben<< Zurück zur Übersicht

4. Situationstyp S – Um Sympathie werben

  1. Um Sympathie werben
  2. Instruktionen
  3. Rollenspiele
  4. Hausaufgaben

1. Um Sympathie werben

Im Situationstyp S geht es darum, die Sympathien bisher unbekannten Menschen zu erwerben. Diese Sympathien stellen die Grundlage dafür dar, Ihre Wünsche umzusetzen, auf deren Erfüllung Sie kein Recht besitzen. Zu diesem Situationstyp zählen z. B. der Versuch, Kontakte mit unbekannten aufzunehmen, den Weg in einer unbekannten Stadt zu erfragen, die Politesse davon abzuhalten, Ihnen ein Knöllchen zu geben.

2. Instruktionen

In vielen sehr unterschiedlich erscheinenden Situationen können eigene Ziele nur dadurch erreicht werden, dass man dem anderen sympathisch erscheint. In solchen Situationen hat der andere das Recht, sich nicht entsprechend meinen Wünschen zu verhalten. Ich kann also mein Ziel nur erreichen, wenn der andere freiwillig auf dieses Recht verzichtet, was er aber nur dann tun wird, wenn er mir ein hinreichendes Maß an Sympathie entgegenbringt.
Zu diesen Situationen gehören vor allem Kontaktaufnahme sowie alle Situationen, in denen ich den anderen zu etwas bewegen möchte, auf das ich eigentlich kein Anrecht habe. Ich habe hier lediglich das Recht einen Versuch zu unternehmen!

Vor der Situation:

  • Geben Sie sich selbst positive Instruktionen: „Ich habe das Recht darauf, jemand anderen anzusprechen”, oder : „Es ist mein gutes Recht, einen Versuch zu machen ...”
  • Konzentrieren Sie sich ganz darauf, den anderen in ein gutes Gespräch zu verwickeln, dazu kann es hilfreich sein, die eigene Forderung erst einmal ganz nach hinten zu schieben.

In der Situation:

  • Die wichtigste Technik, um einen Sympathiegewinn zu erzielen, ist die allgemeine Verstärkung des anderen (interessiert zuhören, nachfragen, „Komplimente” machen, freundlich anlächeln).
  • Sprechen Sie ruhig auch eigene Fehler und Schwächen oder auch die eigene Unsicherheit an, wenn sich die Gelegenheit dazu ergibt!
  • Nehmen Sie Blickkontakt auf. Lächeln Sie!
  • Konzentrieren Sie sich ganz auf die konkrete Situation. Achten Sie auf die Dinge und Personen, die Sie hören und sehen. Die konkrete Situation liefert oft Themen für einen Gesprächsbeginn bzw. eine Fortführung des Dialogs.
  • Suchen Sie gezielt nach persönlichen Äußerungen Ihres Partners. Verstärken Sie diese Äußerungen, und fragen Sie nach! Auf diese Weise können Sie den Kontakt zunehmend persönlicher gestalten. Der Anfang wird fast immer eher oberflächlich sein.
  • Erzählen Sie auch etwas von sich. Nur wenn Sie dem anderen Informationen über sich selbst liefern, geben Sie ihm auch Gelegenheit, Sie selbst und die Situation angemessen einschätzen zu können.

Nach der Situation:

  • Verstärken Sie sich für jeden Versuch und für jeden Fortschritt, auch wenn er noch so klein ist! Denken Sie daran:
    Um Sympathie werben ist keine Garantie, sie auch zu gewinnen!

3. Rollenspiele

Nr.

Situation

Instruktionen

Übende

1.

Sie führen ein kurzes Gespräch mit einem Fremden im Zug, Bus… Sie grüßen freundlich und erkundigen sich nach dem Weg zu einem bekannten Gebäude (Museum, Schwimmbad; Fußballstadion). Wenn Sie die Auskunft erhalten haben, versuchen Sie nähere Angaben zu erhalten, z. B.: „Ach, wissen Sie zufällig, ob der Eintritt teuer ist, (ob sich ein Besuch lohnt), oder könnten Sie mir etwas anderes empfehlen?“

Sie wollen sich die Kenntnisse des anderen zunutze machen. Sie hören interessiert zu, bemühen sich um eine lockere, gelöste Haltung und einen freundlichen Gesichtsausdruck. Sie schauen den anderen öfters an und bestärken ihn mit Kopfnicken und Bemerkungen („Tatsächlich?“, „Ja ich verstehe“ usw.)

U, S, C, D

2.

Sie treffen eine telefonische Verabredung mit einem Bekannten, den Sie längere Zeit nicht gesehen haben, und überreden Sie ihn zu einem Treffen in einem Lokal.

Sie erkundigen sich nach seinem Befinden, tun… Sie äußern den Wunsch, ihn gerne mal wieder zu sehen, überreden ihn.

(Lu), U

3.

Sie sitzen im Kino, der Film läuft. Sie bitten Ihren Vordermann, sich kleiner zu machen, etwas zur Seite zu rücken oder den Hut abzunehmen.

Es macht dem anderen kaum Mühe, Ihnen entgegenzukommen. Sie würden auch so handeln.

S, Lu

4.

Sie beginnen im Café, bei einer Veranstaltung… ein Gespräch mit einer sympathischen Person, die Sie gerne kennen lernen würden. 

 

U, Lu, S

5.

Ihr Sohn bekommt eine neue Lehrerin. Sie vereinbaren mit ihr einen Termin, um sie kennen zu lernen. Sie haben kein konkretes Anliegen, sondern wollen sich nur mit ihr unterhalten, um einen Eindruck zu bekommen.

Versuchen Sie, die Lehrerin zum Sprechen zu bringen. Wenn sich das Gespräch überhaupt nicht entwickeln sollte, können Sie sich immer noch nach Ihrem Sohn erkundigen bzw. Ihre eigenen Eindrücke wiedergeben.

(Lu)

6.

Sie gehen einkaufen und sehen im Geschäft einen Nachbarn, der erst kürzlich eingezogen ist und auf Sie einen sehr sympathischen Eindruck macht. Als Sie zusammen an der Kasse stehen, beginnen Sie ein Gespräch.

Sprechen Sie den Nachbarn auf seinen kürzlichen Einzug an, fragen Sie, wie es ihm hier gefällt und woher er kommt. Erzählen Sie auch etwas von sich, und gehen Sie auf das ein, was Ihr Nachbar erzählt.

S

7.

Sie wollen über eine bestimmte Gegend Informationen bekommen (z.B. über evtl. leer stehende Wohnungen, über Kneipen). Sie gehen in einen Laden, kaufen sich eine Zeitung und versuchen, den Verkäufer in ein Gespräch zu verwickeln.

Bauen Sie erst den Kontakt auf, ehe Sie mit Ihrem Anliegen kommen Versuchen Sie, den anderen durch fördernde Bemerkungen wie „Mm”, „tatsächlich”, „das ist ja interessant” etc. zu verstärken, und stellen Sie weiterführende Rückfragen.

U

8.

Sie wollen eine Woche in Urlaub fahren. Sie brauchen jemanden, der in dieser Zeit Ihre Blumen gießt. Es findet sich aber niemand, und daher wollen Sie Ihre Nachbarin, zu der Sie sonst keinen Kontakt haben, darum bitten. Sie gehen zu ihr hin.

Sprechen Sie Ihre Bitte direkt und freundlich aus und verwenden Sie die Ichform, halten Sie dabei Blickkontakt. Betonen Sie die große Hilfe, die Ihre Nachbarin damit für Sie sei.

S

9.

Sie sind auf einer Feier. Dort begegnen Sie einem Mann/Frau aus Ihrem Betrieb, den/die Sie schon seit geraumer Zeit interessant finden. Sie möchten sich sehr gerne mit ihm/ihr unterhalten. Ihr Gegenüber ist jedoch zunächst ziemlich wortkarg.

Konzentrieren Sie sich ganz auf die Situation. Machen Sie verschiedene Versuche, Ihr Gegenüber „aus der Reserve zu locken“. Versuchen Sie, ihn/sie dazu zu bewegen, mit Ihnen etwas trinken oder essen zu gehen.

Lu, C

10.

Bei einem Museumsbesuch fällt Ihnen eine Person auf, die Sie auf Anhieb sympathisch finden. Sie betrachtet gerade interessiert ein Gemälde. Sie möchten die Person gerne ansprechen. (Andere Situationen: z.B. Zoo-, Messe- oder Ausstellungsbesuch.)

Beginnen Sie ein Gespräch. Gehen Sie z.B. auf das Interesse der Person an dem betreffenden Bild ein. Verstärken Sie sie für Ihre Äußerungen, und bemühen Sie sich aktiv um Verständnis. Sprechen Sie auch eigene Empfindungen zu diesem und anderen Bildern an.

Lu, S

11.

Sie kommen auf einer längeren Zugfahrt mit einer Person ins Gespräch, die Sie sehr nett finden. Sie wohnt an dem Ort, an dem Sie für ein paar Tage beruflich zu tun haben. Als Sie am Zielbahnhof ausgestiegen sind und sich verabschieden, möchten Sie sich mit ihr verabreden.

Äußern Sie Ihren Wunsch, die Person noch einmal wieder zu sehen. Fragen Sie z.B. vor, ob sie Ihnen den Ort zeigen würde, wenn sie Lust dazu habe. Versuchen Sie eine klare Vereinbarung zu treffen.

U, S

12.

Etwas von sich preis geben in verschiedenen Situationen und Bekanntheitsgraden.

 

Lu

4. Hausaufgaben

1.

Sie erkundigen sich bei einem Passanten nach einer Straße, von der Sie annehmen, dass sie sich in unmittelbarer Nähe befindet. Die Person ist freundlich und gibt Ihnen Auskunft.

Sprechen Sie laut und deutlich, verwenden Sie einen freundlichen Tonfall. Vermeiden Sie Entschuldigungen. Die Kontaktaufnahme mit anderen Menschen ist kein Grund, sich zu entschuldigen.

S

2.

Sie fragen jemanden nach einem komplizierten Weg. Sie vergewissern sich durch Rückfrage, ob Sie es genau verstanden haben.

Hier sollen Sie lernen, dass der Zweck einer Auskunft erst voll erfüllt ist, wenn Sie sie auch richtig verstanden haben. Viele zwischenmenschliche Probleme entstehen aus Angst, andere zu belästigen. Wenn Sie eine Auskunft nicht voll verstanden haben, würde es für Sie bedeuten, dass Ihre Handlungen keine positiven Folgen haben. Ihr Sozialverhalten würde eingeschränkt.

S, Lu

nach oben