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1.
Theorie
und Einstiegsübungen
- Wie erkennt man selbstsicheres, sozial kompetentes Verhalten
- Vergleich der Verhaltensstile
- Unterscheidungsübung
- Einstiegsübungen zum Alleine-Üben
1. Wie erkennt man selbstsicheres,
sozial kompetentes Verhalten
Selbstsicherheit ist ein Oberbegriff für eine Vielzahl unterschiedlicher
Kompetenzen:
- Mut haben, in neue Situationen hineinzugehen und Herausforderungen
anzunehmen
- Sich Fehler erlauben können
- Entscheidungen treffen
- Sich öffentlicher Beachtung aussetzen
- Auf andere zugehen, Kontakte knüpfen
- Bitten äußern
- Die eigene Meinung sagen, sich Gehör verschaffen, widersprechen
- Informationen einholen
- Forderungen stellen und durchsetzen
- Unangemessene Forderungen bzw. unberechtigte Kritik zurückweisen
- Sich angemessen abgrenzen, Nein-sagen, wenn man nein meint
- Gefühle offen ausdrücken
- Wünsche und Bedürfnisse äußern
- Interessen anderer berücksichtigen, Kompromisse schließen
- Lob und Kritik aussprechen und annehmen
2. Vergleich der Verhaltensstile
Merkmale |
(unsicher)-
passives
Verhalten |
Selbstsicheres Verhalten |
(unsicher)-aggressives
Verhalten |
Das Prinzip |
Ich sollte niemanden
zur Last fallen, außer mir selbst. |
Ich trage Verantwortung
dafür, meine eigenen Rechte zu schützen.
Ich respektiere andere, wenn auch nicht unbedingt
ihr Verhalten. |
Ich muss andere unterdrücken,
um mich selbst zu schützen. |
Merkmale |
Ich erlaube den anderen,
für mich die Wahl zu treffen. |
Ich wähle für
mich selbst. |
Ich wähle für
andere. |
Ich verstecke meine Gefühle. |
Ich finde das richtige
Maß an Offenheit. |
Ich bin unangemessen
offen (taktlos). |
Ich bin gehemmt. |
Ich bin direkt. |
Ich bin abfällig. |
Ich verleugne mich selbst. |
Ich habe Achtung vor
mir selbst. |
Ich sehe mich größer,
als ich bin. |
Ich drücke meine
Interessen und Wünsche nicht aus. |
Ich drücke meine
Interessen und Wünsche offen aus. |
Ich drücke meine
Interessen und Wünsche aus. |
Ich verliere meistens.
Wenn ich mit meinen Vorstellungen durchkomme,
dann nur indirekt. |
Ich kann viele Situationen
zu meinem Gunsten beeinflussen. |
Ich gewinne in den meisten
Situationen. |
Eigene Gefühle |
Ich fühle mich
ängstlich, hilflos, manipuliert, unbeachtet.
Ich ärgere mich über mich.
Ich ärgere mich über andere. |
Ich bin zuversichtlich
und zielorientiert.
Ich habe Achtung vor mir selbst.
Ich fühle mich geschätzt und erfüllt. |
Ich fühle mich den
anderen überlegen.
Ich bin gerecht, beherrschend und geringschätzig.
Manchmal habe ich schlechtes Gewissen deswegen. |
Gefühle der anderen
im Kontakt mit mir |
Sie fühlen sich
schuldig mir gegenüber.
Sie fühlen sich mir überlegen.
Sie sind frustriert. |
Sie fühlen sich
geschätzt und geachtet, wenn sie mit
mir zu tun haben. |
Sie fühlen sich
gedemütigt, wenn sie mit mir zu tun
haben. Sie sind verärgert und verletzt.
Sie sind defensiv. |
Meinung der Anderen über
mich |
Sie respektieren mich
nicht.
Sie mißtrauen mir.
Sie denken, dass ich keinen eigenen Standpunkt
habe und dass man mich leicht zur Seite schieben
kann.
Sie wissen nicht, woran sie bei mir sind. |
Sie respektieren mich.
Sie vertrauen mir.
Sie wissen, dass ich einen eigenen Standpunkt habe.
Sie wissen, woran sie bei mir sind. |
Sie mißtrauen mir.
Sie sind verärgert.
Sie fürchten sich vor mir.
Ich bin ihnen unsympathisch.
Sie haben Rachegelüste. |
Was bringt es wem |
Andere erreichen ihre
Ziele auf meine Kosten.
Meine Rechte werden verletzt. |
Das Ergebnis wird durch
offene Verhandlung bestimmt.
Die Rechte aller Beteiligten werden respektiert. |
Ich erreiche mein Ziel
auf Kosten anderer. |
|
Stimme |
Leise, zaghaft, zögernd,
stotternd |
Angemessen laut, klar,
deutlich |
Laut, brüllend,
scharf, erregt |
Satzinhalt |
- Umständliche und Überflüssige
Erklärungen.
- Vorschieben unzutreffenden Begründungen.
- Verleugnen eigener Bedürfnisse.
- Verstecktes oder abgeschwächtes Ausdrücken
von Gefühlen.
- Benutzung von „man“.
- Unentschlossenheit und Passivität. |
- Eindeutige Formulierung
- Kurze, klare Sätze
- Präzise Begründungen
- konkrete Vorschläge
- Ausdrücken eigener Bedürfnisse
- offenes Ausdrücken der Gefühle
- Benutzung von „ich“ |
- Schuldzuweisungen
- Keine Erklärungen und Begründungen
- Drohung, Beleidigung
- Verletzend, abwertend
- Rechte anderer ignorieren
- Kompromisslosigkeit
- Benutzung von „du“ |
Gestik |
Kaum vorhanden oder verkrampft.
Unruhige Hände. |
Unterstreichend, ruhig,
offen. |
Wild, unkontrolliert,
abwehrend. |
Mimik und Blickkontakt |
Kaum Blickkontakt, Blick
gesenkt oder ausweichend. Unruhige Augenbewegungen.
Angespannte Gesichtszüge. |
Direkter Blickkontakt.
Entspannte Gesichtszüge. Lächeln. |
Kaum Blickkontakt oder
Anstarren. Angespannte Gesichtszüge.
Harter Gesichtsausdruck. |
Körperhaltung |
Unruhige Bewegungen,
verkrampft, starr, dem gegenüber abgewandt,
abweisend. |
Entspannt, offene Körperhaltung,
zugewandt. |
Angespannt, nach vorne
geneigt. |
3. Unterscheidungsübung
Übung zur Unterscheidung von selbstsicherem und aggressivem Verhalten.
Im folgenden finden Sie 20 Situationsschilderungen. Die Aufgabe
ist es, beim Lesen zu unterscheiden, ob es sich um selbstsichere,
aggressive oder unsichere Antworten handelt.
Nr. |
Situation |
Reaktion |
1 |
An der Tankstelle, an der Sie häufig
tanken, hat einer der Tankwarte vergessen, die
Verschlusskappe wieder auf Ihren Tank zu schrauben.
Sie bemerken das, fahren zurück und forschen
nach, indem Sie sagen: |
Einer von Euch Jungs hat doch glatt
vergessen, die Verschlusskappe wieder auf meinen
Tank zu schrauben. Ich möchte das sofort geändert
haben. Falls Sie sie nicht wieder finden, hat einer
von Ihnen sie mir zu ersetzen. |
2 |
Eine Ehefrau sagt zu ihrem Mann,
dass sie gerne ihre Berufsausbildung beenden möchte.
Er ist aber gar nicht dafür, dass sie weiterstudiert
o.Ä., und sagt: |
Warum willst Du denn das alles
tun? Du weißt doch, dass Du gar nicht fähig
bist, diese Extrabelastung noch zu verkraften. |
3 |
Sie tun sich ziemlich schwer damit,
einen Bericht zu schreiben und wissen nicht
genau, welche weiteren Informationen Sie dafür
noch brauchen und wo Sie sie einholen sollen.
Sie sagen zu sich selbst: |
Ich bin doch einfach blöd;
ich weiß überhaupt nicht, wo ich
anfangen soll, wie ich weitermachen soll mit diesem
Bericht. |
4 |
Ihre Zimmernachbarin geht gerade
weg zur Arbeit und sagt Ihnen im Weggehen, dass
sie einem Freund versprochen hat, dass Sie ihn
heute Abend mit Ihrem Auto abholen werden. Darauf
sagen Sie: |
Du hast vielleicht Nerven, mich
einfach festzunageln, ohne mich vorher zu
fragen. Das gibt´s überhaupt nicht.
Ich fahre heute nicht zum Flughafen. Lass ihn ein
Taxi nehmen, wie jeder andere das auch macht. |
5 |
Sie sind auf einer Ausschusssitzung
mit sieben Männern und einer Frau. Zu Beginn
der Sitzung bittet Sie der Vorsitzende, heute das
Protokoll zu führen. Sie antworten: |
Nein, also wissen Sie, das stinkt
mir einfach, hier den einzigen Protokollanten zu
machen, nur weil ich die einzige Frau bin
in dieser Runde. |
6 |
Ein Bekannter bittet Sie um eine
Verabredung. Sie sind schon einmal mit ihm aus
gewesen und haben keinerlei Interesse, sich wieder
mit ihm zu verabreden. Sie sagen: |
Oh, also diese Woche bin ich unheimlich
beschäftigt. Ich glaube wirklich, dass ich
also Samstag keine Zeit habe, mich mit Ihnen zu
treffen. |
7 |
Eltern rufen bei ihrer verheirateten
Tochter an und bitten sie um einen Besuch. Als
die Tochter höflich ablehnt, sagen die Eltern: |
Du bist doch nie verfügbar,
wenn man Dich braucht. Alles dreht sich bei Dir
nur um Dein eigenes Interesse. |
8 |
Ein Arbeitgeber schickt ein Rundschreiben
durch die Firma, dass für dienstliche Ferngespräche
ab jetzt eine Erlaubnis einzuholen sei. Ein Angestellter
antwortet darauf: |
Sie greifen damit in meine berufliche
Entscheidungsfähigkeit und Entscheidungsfreiheit
ein; ich empfinde das als eine Beleidigung. |
9 |
Gemeinsame Ferienpläne werden
ganz abrupt von Ihrem Freund geändert
und Ihnen am Telefon mitgeteilt. Sie antworten: |
Hoppla, das ist wirklich eine Überraschung
für mich. Ich möchte Dich gern später
wieder anrufen, nachdem ich mir das alles durch
den Kopf habe gehen lassen. |
10 |
Ihr Mann möchte im Fernsehen
Fußball sehen. Zur gleichen Zeit läuft
ein Stück, das Sie gerne sehen möchten.
Sie sagen: |
Ja, hm, Schatz, dann schalt ruhig
ein und schau Dir das Fußballspiel an. Vielleicht
kann ich inzwischen ein bisschen bügeln. |
11 |
Ihr Zehnjähriger hat Sie dreimal
mit irgend etwas Nebensächlichem unterbrochen,
während Sie telefonieren. Sie haben jedes
Mal freundlich gebeten, nicht zu unterbrechen.
Jetzt kommt er wieder an. Sie sagen: |
Ich kann Dir jetzt nicht zuhören
und gleichzeitig telefonieren. Ich habe noch
ein paar Minuten hier zu tun, dann können
wir uns unterhalten. |
12 |
Sie sind die einzige Frau in einer
Gruppe von Männern und werden gebeten, das
Protokoll dieser Sitzung zu schreiben. Sie
antworten: |
Ich bin damit einverstanden, anteilig
das Protokoll zu übernehmen und will es für
heute tun. Bei den nächsten Sitzungen sollten
wir diese Aufgabe umschichtig übernehmen. |
13 |
Sie unterrichten in einem Lehrerteam.
Ein Kollege drückt sich ständig davor,
seine Unterrichtsaufgabe zu übernehmen,
und fragt Sie heute wieder, ob Sie seinen Anteil
nicht übernehmen könnten. Sie sagen: |
Ja, na, hm, ich denke, ja, es geht
in Ordnung, obwohl ich fürchterliche
Kopfschmerzen habe. |
14 |
Sie haben sich vorgenommen, sich
am Nachmittag zwischen vier und fünf eine
Stunde für sich selbst zu nehmen und Dinge
zu tun, die sie gerne möchten. Jemand ruft
an und bittet Sie, Sie um diese Zeit besuchen zu
dürfen. Sie sagen: |
Ah, hm, okay, Sie können dann,
eh, kommen. Um vier Uhr, ja? Sind Sie sicher,
dass der Zeitpunkt auch für Sie günstig
ist? |
15 |
Ihr Partner hat Ihre äußere
Erscheinung in Gegenwart von Freunden heftig kritisiert.
Sie sagen: |
Es verletzt mich, wenn Du mein Äußeres
in Gegenwart anderer Leute kritisierst. Wenn Du
mir in der Beziehung etwas sagen möchtest,
dann tu das doch bitte, bevor wir von zu Hause
weggehen. |
16 |
Eine Freundin leiht sich des Öfteren
kleine Geldbeträge von Ihnen und gibt sie
nicht zurück, wenn man sie nicht danach fragt.
Heute bittet sie wieder um einen kleinen Geldbetrag,
den Sie aber nicht gerne geben möchten. Sie
sagen: |
Ich habe heute nur soviel bei mir,
dass ich mein eigenes Mittagessen bezahlen kann. |
17 |
Eine Frau wird zu einem Vorstellungsgespräch
gebeten. Im Verlauf der Unterhaltung schaut der
Personalchef sie abschätzend an und sagt zweideutig:
Also, Sie sehen wirklich aus, als hätten Sie
alle Qualifikationen für diese Stelle. Sie
antwortet: |
Ich bin sicher, dass ich die beruflichen
Fähigkeiten habe, die für diese
Stelle erforderlich sind. |
18 |
Sie sind gerade auf dem Weg zum
Fotokopierer, als ein Kollege, der Ihnen immer
wieder Kopierarbeit für sich aufbürdet,
Ihnen begegnet und fragt, wohin Sie gehen. Sie
antworten: |
Ich gehe zum Pokalturnier. Oder
wonach sehe ich sonst aus? |
19 |
Jede Nacht knallt Ihre Mitbewohnerin
jedes Mal mit der Badezimmer- und der Schlafzimmertür
und hält Sie damit entweder wach oder weckt
Sie sogar aus dem Schlaf, was Sie sehr stört:
Sie sagen: |
Bitte knall nicht so mit den Türen;
es ist ja furchtbar störend so mitten in der
Nacht. Ich wach davon auf und kann nicht wieder
einschlafen. |
20 |
Ihre Zimmernachbarin möchte
spätabends noch ausgehen um etwas zu essen.
Sie sind zu müde zum Ausgehen und sagen: |
Mir ist eigentlich gar nicht nach
Ausgehen zumute. Ich bin zu müde; aber ich
gehe mit und schau Dir beim Essen zu. |
4. Einstiegsübungen zum Alleine-Üben
Nr. |
Situation |
Instruktionen |
Übende |
1. |
Sagen Sie Ihrem Gruppennachbarn
so freundlich wie möglich „Guten
Tag“, sehen Sie ihn dabei an und nicken
Sie dabei etwas mit dem Kopf. Üben Sie
das jetzt häufig mit anderen Bekannten
(Nachbarn, Kollegen, im Lift usw.) |
Lernen Sie zu erkennen,
wie Sie mit einfachen Mitteln das Verhalten
Ihrer Umwelt zu Ihnen positiv steuern können.
Sie senden freundliches Verhalten aus und
empfangen freundliche Reaktionen. Die positiven
Folgen Ihres Handelns verbessern Ihr Selbstwertgefühl. |
U, S, |
2. |
Sie üben, Menschen
Ihrer Umgebung besser wahrzunehmen. Sie beobachten
Menschen, an denen Sie bisher achtlos vorbeigegangen
sind. Sie achten auf Einzelheiten, etwa Alter,
Haarfarbe, Augenfarbe, Gesichtszüge,
Kleidung usw. und versuchen sich einen Eindruck über
mögliche Interessen und Tätigkeiten
zu machen. Schauen Sie die Personen beiläufig
an, lassen Sie den Blick immer wieder schweifen. |
Die Regel zur Dauer des
angemessenen Blickkontaktes ist, noch einmal
innerlich sich „einundzwanzig“ vorzusagen,
das ist etwas eine Sekunde, die Sie länger
schauen sollten, bevor Sie wieder andere
Dinge mustern. Ziel der Übung ist, ein
Gefühl zu bekommen, wer um Sie lebt.
Machen Sie solche Wahrnehmungsübungen
jetzt regelmäßig. Später
wird die Übung zu einer „Interviewübung“ ausgebaut. |
S |
3. |
Sie üben, sympathische
Personen anzulächeln. Sie versuchen,
Ihnen sympathisch erscheinende Passanten
so heiter und fröhlich anzuschauen,
dass diese zurück lächeln oder
Sie zumindest beachten. Sie können diese Übung
zuerst mit Gruppenmitgliedern, dann mit flüchtigen
Bekannten und erst dann mit unbekannten durchführen. |
|
S, U |
4. |
Sie setzen sich in
Lokalen, Cafés, an Haltestellen, in
Verkehrsmitteln, im Park … zu anderen
Menschen (ohne von sich aus ein Gespräch
anzufangen). Suchen Sie jede Gelegenheit
wahrzunehmen, wo Sie andere allein und unbeschäftigt
sehen. Sie grüßen sehr freundlich
und fragen beiläufig „Darf ich
mich zu Ihnen setzten“, nehmen
entspannt Platz, schauen sich um und beachten
den anderen nur so nebenbei. Sie lassen die
Gegenwart des anderen einfach auf sich wirken.
Sie bleiben so 10 Minuten sitzen und verabschieden
sich freundlich. |
|
S, U, |
|